Ordnung nennen wir den kleinen Teil der Unordnung, um den wir wissen.
Na, wer kennt diesen Spruch? Du? Sicher? Sicher nicht. Denn er geht eigentlich:
Wissen nennen wir den kleinen Teil der Unwissenheit,
den wir geordnet haben.
Ambrose Bierce
Doch geht es mir nicht so sehr um dieses Zitat, sondern vielmehr um das von mir da oben. Ja, ich sage ab und an gerne, dass nur der Dumme die Ordnung braucht und das Genie das Chaos überblickt. Doch eigentlich ist diese Aussage falsch. Tut mir leid Herr Einstein. Ja, ich nehme mir das Recht heraus, den geliebten und so klugen Einstein, den alle zitieren und lieben und bewundern und anbeten zu kritisieren. Der Dumme mag die Ordnung vielleicht wirklich brauchen, aber selbst das Genie kann kein Chaos überblicken.
Denn ein Chaos wäre ohne jegliche Ordnung, somit ohne Anhaltspunkte, somit unüberschaubar. Chaos ist, wenn der Apfel unter dem Toaster liegt und die Ameise im Dunstabzug krabbelt, während ein Elephant vor dem Fenster im vierten Stock Polka tanzt. Und ich glaube kaum, verstorbener Einstein, dass selbst du das überblicken könntest.
Das Genie könnte aber sehr wohl das Chaos durchschauen und die Ordnung dahinter erkennen. Um die Ordnung in meinem Beispiel zu erkennen müsste man lediglich die Ordnung meiner Gehirngänge analysieren, doch ich glaube da würde Herr Einstein auch verzweifeln. Generell würde kein Mensch die Ordnungspläne der Gedanken eines anderen Menschen erkennen können. Denn wenn das Geschehen würde, könnte man die zukünftigen Reaktionen auf mögliche Ereignisse hervorsagen können.
Doch von der Vorhersagung zurück zum eigentlichen Thema, der Ordnung. Sie ist folglich nicht der Teil des Chaoses, den wir geordnet haben, sondern vielmehr ein Teil des Chaoses(welches einer unbegreiflichen Ordnung zugrunde liegt), der in einem solchen Maße verändert und somit verchaost/verunordentlicht wurde, dass es für uns eine begreifbare Ordnung hat.
Was wir Menschen schaffen ist Chaos, also im Grunde immer das, was wir auch an allen unseren Erschaffungen absehen können. Beweisbeispiele? Bitte, ich nehm 4 chaotisch(oder geordnet?) gewählte:
1. Krieg
2. Gesellschaften
3. Religionen
4. Wissenschaft
Krieg als offensichtlichstes ist meinen geordneten Gedankenwirrungen als erstes entsprungen. Truppenverschiebungen, die vermutlich am ordentlichsten geplante Handlung während einem Krieg ist unordentlich. Denn selbst bei den geübtesten und am schärfsten gedrillten Soldaten wird immer einer Unordnung stiften indem er nicht rechtzeitig fertig ist, während einem Marsch stolpert, hustet, in die falsche Richtung schaut, ... Alles ungeordnete Ordnung. Oder doch geordnete Unordnung? Wohl kaum.
Gesellschaften sind ein Zusammenschluss von Menschen. Sie planen zusammen, doch wie oben beschrieben kann kein Mensch einen anderen zu 100% durchschauen, folglich ist eine perfekte gemeinsame Planung nicht möglich, da es immer Geheimnisse und ungehörte oder ignorierte Wünsche gibt. Wer meint, dass diese keine Unordnung schaffen, kann sich gerne eine Beziehung anschauen, die von Geheimnissen und solchen Wünschen geprägt ist. Wer trotzdem glaubt, dass solch eine Beziehung funktionierend und geordnet ist, soll sein fein geordnetes Gehirn bitte wieder in den Urzustand zurückversetzen.
Religionen: Verschiedene Auslegungen einer Religion führen immer wieder zu Konflikten, ganz einfach dadurch, dass die Strukturen einer Religion die gleichen oder zumindest ähnlich sind wie die einer Gesellschaft.
Wissenschaft ist ebenso Unordnung. Ja, wie jetzt? Wissenschaft, die große klare Sache, die die Unmündigkeit der Menschen... ach sei doch ruhig. Wissenschaft basiert auf Fakten. Wissenschaft ist rational. Wissenschaft ist Theorie. Zusammengefasst ist Wissenschaft faktenbasierte, rationelle Theorie. Wissenschaft ist, wenn man überlegt, warum etwas (passiert/passiert ist/passieren wird). Theorie und Überlegungen sind wieder menschenabhängig und beide werden immernoch von Menschen gemacht, die das große Chaos nicht begreifen können und somit dieses erst einmal auf etwas leichtes herunterbrechen.
Ich will mich gar nicht groß gegen Einstein messen, es kann ja auch sein, dass ich nur nichts weiß (danke Sokrates).
Meine Argumentation ist auch keine Überlegung, die neue Maßstäbe setzen muss, denn eigentlich ist sie ja auch nur geordnete Unordnung in Form von
philosophisch phantasiereicher Wissenschaft. (Und um mich mit Einstein wieder zu versöhnen: Phantasie ist ja zum Glück unbegrenzt ;) )
Bleibt für mich nur noch zu sagen, dass Ordnung manchmal (jedoch nicht immer) das ist, was ich mit der Überschrift bereits ausdrücken wollte:
Orndung. Orn dung. Oan dung. Ein dung. Ein Dung. Zu Deutsch: Scheiße.
(Chaos ist auch nicht besser, nur damit konnt ich kein so tolles Wortspiel machen.)